Darum ist Essen ohne Ablenkung so wichtig

Konzentriertes Essen kann für den entscheidenden Unterschied zwischen gesundem Sättigungsgefühl und Nonstop-Futterei sorgen.
Veröffentlicht 13. Januar 2019

Ein Abendessen vor dem Fernseher – oder mit einer Hand an der Gabel und der anderen Hand am Smartphone – wirkt vielleicht auf den ersten Blick wie ein harmloses kleines Vergnügen. Doch eine kleine Studie aus Grossbritannien, die an der University of Bristol durchgeführt wurde, deutet darauf hin, dass du mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Kalorien aufnimmst, wenn du während deiner Snacks oder Mahlzeiten Fernsehen schaust oder im Internet surfst – in manchen Fällen bis zu 100 Prozent mehr, als du sonst essen würdest. Mit der Zeit führt dies nicht nur zu klebrigen Tastaturen, sondern natürlich auch zu einer Gewichtszunahme.

Doch warum erhöht Multitasking beim Essen die Menge, die du isst? Die Forscher fanden heraus: Je mehr Ablenkungen wir während einer Mahlzeit oder eines Snacks haben, desto weniger Befriedigung erhalten wir durch das Essen. Viele Ablenkungen treten dabei heute in digitaler Form auf: Fernsehen, Computer und Handys sind die grössten Übeltäter. Doch auch andere Tätigkeiten während des Essens, zum Beispiel die Lektüre eines Buchs oder der Zeitung, können stark beeinflussen, wie viel Nahrung wir aufnehmen.

 

Beim Essen nicht mehrere verschiedene Dinge gleichzeitig machen

Das Abmessen einer gesunden Portionsgrösse ist bei allen Mahlzeiten und Snacks wichtig. Doch ganz besonders gilt dies, wenn du isst, während du abgelenkt bist. Und das ist der Grund: Wenn wir damit beschäftigt sind, uns auf etwas anderes als unser Essen zu konzentrieren, ignorieren wir schnell die körperlichen und visuellen Hinweise darauf, dass wir genug gegessen haben, sagt Dr. Jeff Brunstrom, Professor an der University of Bristol, der das Thema erforscht hat. Bleibt diese interne Warnmeldung – die durch das Gefühl in deinem Bauch und deine Wahrnehmung der bereits gegessenen Portion ausgelöst wird – ungehört, kann es passieren, dass du bis zur doppelten Menge dessen isst, was du eigentlich essen wolltest.

Stell dir also vor, du schnappst dir eine Tüte Chips und nimmst sie mit auf die Couch. Vielleicht hattest du vor, nur ein paar Handvoll davon zu essen, doch wenn dein Gehirn damit beschäftigt ist, die Handlung eines spannenden Krimis zu entschlüsseln, kann es deinem Körper nicht signalisieren, wann Zeit ist, aufzuhören. So haust du weiter rein und hörst erst dann auf, wenn du die Rückmeldung deiner Finger spürst, die den Boden der Tüte erreicht haben … Der Krimi im Fernsehen ist zwar am Ende vielleicht gelöst, doch es bleibt das Rätsel, wo die Chips geblieben sind!

 

Erinnerst du dich an deine letzte Mahlzeit?

Ein anderer Grund, warum du abends auf dem Sofa womöglich zum Extrasnack nach dem Abendessen greifst: Multitasking während des Essens kann die Fähigkeit deines Gehirns behindern, die Menge der gegessenen Portion genau einzuschätzen: „Unsere Forschungen zeigen, dass die Erinnerung an die Menge von Nahrung, die wir konsumiert haben, beeinflusst, wie hungrig wir uns später fühlen“, erklärt Brunstrom: „In anderen Studien konnten wir zeigen, dass durch eine Ablenkung von Versuchspersonen während ihrer Mahlzeit die Bildung dieser Erinnerungen beeinflusst werden kann, was zu einer grösseren Aufnahme von Nahrung bei einer späteren Mahlzeit führte.“ So ergab eine der Studien von Brunstrom beispielsweise, dass Probanden, die während ihres Mittagessens ein Videospiel gespielt hatten, später Snacks zu sich nahmen, die doppelt so gross waren wie die Snacks derjenigen, die sich zuvor ganz auf ihre Mahlzeit konzentriert hatten.

Wenn du dich also extrem auf deine Facebook-Timeline konzentrierst, hat dein Gehirn keine Chance, das Sandwich oder den Salat, den du zu Mittag isst, wirklich zu geniessen und im Gedächtnis abzuspeichern. Dadurch kannst du schneller wieder hungrig werden, als wenn du ohne Ablenkung gegessen hättest. Weil dein Gehirn unvollständige Informationen über die gegessene Nahrung abspeichert, spürst du möglicherweise einen Bärenhunger, wenn die Zeit für die nächste Mahlzeit gekommen ist. Unterm Strich besteht also die Gefahr, dass du nicht nur während deiner abgelenkt gegessenen Mahlzeit zu viel isst, sondern auch bei der Mahlzeit, die direkt darauf folgt!

 

Konzentration auf das Wesentliche

Wer in der Lage ist, sich ganz auf seine Mahlzeit zu konzentrieren, kann das Essen mehr geniessen, fühlt sich schneller zufrieden und bleibt länger satt. Um für eine ablenkungsfreie Umgebung beim Essen zu sorgen, lege sämtliche technischen Geräte und Spielereien weg und unterbreche auch deine Lektüre und jeglichen Papierkram. Nimm dir eine gesunde Portionsgrösse und lege beim Essen Pausen zwischen den Bissen ein. So bekommst du die Zeit, wirklich zu schmecken, was du gerade isst, und ermöglichst deinem Körper die Verarbeitung der Information über die gegessene Nahrungsmenge.